Bellis perennis
Jeder kennt sie, die freundlichen, kleinen Sonnen, die schon im zeitigen Frühjahr Lust auf Natur machen und uns den ganzen Sommer bis zum Herbst mit ihren kleinen Blüten Freude schenken.
Seinen botanischen Namen Bellis perennis hat das Gänseblümchen von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linne und dieser drückt schon aus, dass diese kleine Asteraceae eine ausdauernde Pflanze ist. Die englischen ist Daisy und gibt den Hinweis, dass sich die kleinen Blüten mit der Sonne öffnen und schließen. Unter den vielen volkstümlichen Bezeichnungen finden sich Angerbleaml, Augenblümchen, Tausendschön, Sonnenblümchen, Marienblümchen oder Maßliebchen, was uns eine Eselsbrücke zur homöopathischen Verwendung legt, aber dazu später.
Wo findet man Gänseblümchen?
Die kleinen Blümchen aus der Familie der Asteraceae (Korbblütler) sind ursprünglich im Mittelmeergebiet beheimatet und haben sich von dort aus, auf natürlichem Weg bis nach Nordeuropa ausgebreitet. Sie zählt also bei uns zu den Archäophyten (Das sind Pflanzen die sich schon vor 1500 hier angesiedelt haben, im Gegensatz zu den Neophyten, die sich nach der Entdeckung Amerikas verbreitet haben.) Mittlerweile ist das Gänseblümchen auch als Neophyt in Nordamerika oder Neuseeland angekommen, z.B. als Verunreinigung in Grassamen, und somit die am weitesten verbreitete Art der Gattung Bellis.
Eine einjährige Verwandte, Bellis annua ist neben einigen anderen Arten im Mittelmeerraum geblieben.
Wie erkenne ich ein Gänseblümchen?
Das Gänseblümchen bevorzugt freie Flächen und ist daher ein Kulturfolger. Eine gemähte, sonnige Wiese oder Weide ist ein idealer Platz für die Pflanze. Besonders hohe Ansprüche stellt das Gänseblümchen allerdings nicht. Es findet sich auch in den Ritzen gepflasterter Wege, an Bahndämmen, im Bergland bis zu 2500m und was Gärtner meist weniger begeistert, in gepflegten Rasenflächen in Gärten und Parkanlagen, wo man deren Auftreten auch als Zeichen für Bodenverdichtung interpretieren kann.
Die eigentliche Pflanze besteht aus einer flach am Boden wachsenden Rosette aus spatelförmigen Blättern, aus der nach und nach bis zu 15cm lange behaarte Blütenstiele mit den bekannten Blüten treiben.
Das Blütenköpfchen besteht aus den innenliegenden, zwittrigen, gelben Röhrenblüten und den hübschen, weiblichen, weißen Zungenblüten am Rand welche vor allem an der Unterseite rosa bis purpurfarben gefärbt sein können.
Die Tatsache, dass sich Gänseblümchen wie ihre großen Verwandten, die Sonnenblumen zu Sonne drehen und sogar nachts oder bei Regen ihre Blütenköpfchen schließen, nennt man Heliotropismus. (Das macht auch verständlich, warum die Kelten ihre den Namen Himmelsblümchen oder Regenblume gaben. Geöffnete Blüten verheißen einen sonnigen Tag)
Die Blüten erscheinen von Frühling bis Herbst und werden auch durch häufiges Mähen kaum beeinträchtigt. Regelmäßiges Vertikutieren schätzt sie allerdings weniger.
Die selbstbestäubende Pflanze bildet als Früchte Achänen mit 2 Rillen am Rand und meist ohne Pappus (das ist der Schopf oder Fallschirm, wie z.B. beim Löwenzahn) aus, die vom Wind verbreitet werden.
Außerdem vermehrt sich die Pflanze polsterartig durch Ausläufer.
Möchte man Gänseblümchen anbauen ist es gut zu wissen, dass es sich dabei um Lichtkeimer handelt. Die Samen dürfen daher nicht mit Erde bedeckt werden.
Der Anbau ist eher für die gefüllten Kultursorten von Bellis perennis von Bedeutung. Sie findet man im Frühling in allen Rosa- und Rottönen in den Gärtnereien. Da Gänseblümchen nicht allzu viel Wasser brauchen sind sie auch eine recht dankbare Sommerbepflanzung z.B. bei der Grabpflege.
Die wilden Gänseblümchen sind häufig und nicht gefährdet und stehen daher auch nicht unter Naturschutz.
Inhaltsstoffe und Verwendung
Gänseblümchen enthalten Mineralstoffe wie Kalium Calcium, Eisen und Magnesium, Vitamin C, weiters sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Anthoxanthin sowie ätherisches Öl
Die Gerbstoffe und Bitterstoffe und auch das ebenfalls enthaltene Inulin sind für die verdauungsfördernde und stoffwechselanregende Wirkung verantwortlich, die aber nur mehr in der Volksmedizin Bedeutung hat z.B. in appetitanregenden Tees (Bitterstoffe) oder zur Blutreinigung bzw. Leberunterstützung.
Wenn heute Gänseblümchenblüten Tees zugesetzt werden, ist das meist wegen ihres hübschen Aussehens. Für die schleimlösende Wirkung (Saponine) haben sich andere Tees durchgesetzt.
Dass man in der Antike dachte, wenn man die ersten Gänseblümchenblüten der Saison esse, bliebe man von Krankheiten verschont, mag zwar heute etwas optimistisch erscheinen, aber der Vitamingehalt der ersten Pflanzen im Frühling, sowie die stoffwechselanregende und entgiftende Wirkung machen die alten Frühjahrsrezepte durchaus wieder aktuell. (Zur Gründonnerstagssuppe – Wildkräutersuppe kommen wir später.)
In der Anthroposophischen Medizin und bei den Herstellern von Hautpflegeprodukten dieser Richtung, wird das Gänseblümchen wegen seiner reinigenden und heilenden Wirkungen und seiner Widerstandskraft geschätzt.
In der Wund- und Kinderpflege ist die entzündungshemmende, heilungsfördernde, juckreizstillende Wirkung von Gänseblümchen heute auch schon selten geworden.
Wer mag, kann sich aber ein Gänseblümchenöl oder daraus dann eine Salbe selbst herstellen (z.B. durch Zugabe von Bienenwachs oder Lanolin)
Ich habe die ein paar Stunden angetrockneten Blütenköpfchen in Mandelöl gelegt und dann für ein paar Wochen an einen sonnigen Platz gestellt. Diese Öle kann man z.B. bei Prellungen oder Verstauchungen bzw. blauen Flecken und als entspannendes Massageöl verwenden oder auch tropfenweise zur Gesichtspflege bei unreiner Haut.
Auch wenn das Gänseblümchen aktuell in der Medizin wenig genutzt wird, hat es sich mit seiner antibakteriellen, antifungalen (gegen Pilze), Fett- und cholesterinsenkenden, antioxidativen und blutstillenden Wirkung seinen Platz als Heilpflanze des Jahres 2017 schon verdient
Brauchtum um das Gänseblümchen
Bei den Germanen war das der Göttin Freia zugeordnete Gänseblümchen auch als Baldurs Auge bekannt. (Wenn es sich öffnet, also bei Sonnenschein, ist der Sonnengott anwesend)
Später war es der heiligen Margarethe geweiht, der Patronin der Bauern, Ammen, Schwangeren und Gebärenden. (Darauf kommen wir bei der Homöopathie zurück)
Heute ist das Gänseblümchen Thema vieler Kinderlieber (mir fällt grad keines ein) und wird fleißig als Liebesorakel zerrupft. Er liebt mich, er liebt mich nicht… und woher weiß das das Gänseblümchen?
Und natürlich kann man daraus wunderschöne Kränze flechten und das mach ich immer noch gerne. Eine Methode, die einen schönen vollen Kranz hervorbringt und ohne Zwirn auskommt zeige ich Euch hier:
Zuerst brauche ich viele langstielige Gänseblümchen, am besten kurz bevor das nächste Mal gemäht wird. Davon werden je 3 zusammengelegt und ein Zopf geflochten. Wenn der Stängelzopf länger wird kommen bei jedem Strang immer wieder 2 bis 3 Blümchen dazu.
Nach einer Weile sieht man auf einer Seite einen dichten Blütenbogen und auf der anderen Seite den grünen Stängelzopf. Ist der Bogen lang genug schließe ich den Kreis indem ich ein paar Stielchen durch die Bögen des Zopfes ziehe.
Und schon hat unser Türklopfer-Löwe seine Frühlingsdeko
Gänseblümchen in der Küche
Die hübschen Blümchen machen sich in jedem Fall gut als Dekoration auf Salat oder belegten Brötchen.
Eingefroren in einem Eiswürfel können Sie auch, vorzugsweise durchsichtigen Getränken einen frühlingshaften Touch verleihen. (Profis machen solche Motiveiswürfel mit destilliertem Wasser, weil dieses weniger Gase enthält und das Eis dann glasklar wird)
Auch auf Wildkräutersuppen (z.B. aus Giersch, Löwenzahn, Gundelrebe, Vogelmiere, Brennnessel, Sauerampfer,..) sehen die Blümchen fein aus.
Ähnlich können Gänseblümchen Blüten und Blätter in Wildkräuterpesto, Kräuterbutter oder Kräutertopfen (Quarkaufstrich) verarbeitet werden.
Wer es ganz rustikal mag, kann aus jungen Blättern des Gänseblümchens einen Salat machen, oder diese analog zum Vogerlsalat (Feldsalat) in den Erdäpfelsalat (Kartoffelsalat) mischen. Geschmacklich ähneln die Blätter dem Vogerlsalat.
Eine ganz besondere Verwendung ist das Einlegen der knospigen Blüten in Essig. Derart konserviert, können die Blüten als Kapernersatz verwendet werden.
Das Gänseblümchen – Bellis perennis - in der Homöopathie
Als erstes fällt mir in der Homöopathie die Anwendung bei Frauenproblemen ein. Beschwerden wir Wundheit und Schmerzen in Uterus oder Brust, auch Verletzungsfolgen. (als Eselsbrücke Maßliebchen – wer nicht maßvoll liebt…)
Aber auch bei Muskel- und Gelenksbeschwerden, Prellungen und Verstauchungen ist Bellis perennis eine gute Wahl.
Die Ähnlichkeit zur Arnika erstreckt sich auch bis zur Wirkung auf Gefäße und Durchblutung. Vor allem venöse Stauungen können positiv beeinflusst werden.
Ein weiteres Einsatzgebiet sind Entzündungen der Haut wie Akne oder Furunkel.
Vom Typ her ist das Gänseblümchen oft bei eher bescheidenen Personen angesagt, die aber ein enormes Durchhaltevermögen an den Tag legen.
Für die Verwendung als homöopathische Arznei wird die frische, blühende Pflanze zur Urtinktur verarbeitet.
Wenn Sie sich bei einem oder mehreren dieser Symptome wiederfinden, besprechen Sie bitte mit Ihrem Homöopathen, ob Bellis perennis für Sie eine geeignete Arznei ist.
Autorin: Mag. pharm. Barbara Tell, Remedia
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