Crataegus
Ein Fall von Knieschmerzen
von Karl Josef Müller
Diesen 20-Jährigen hatte ich zum letzten Mal vor über fünf Jahren gesehen nach einer langwierigen Erkältung mit anschließendem Ekzem. Damals half Capsicum annuum.
> Ich habe Probleme mit den Knien schon seit fast einem ¾ Jahr. Der Orthopäde sagt, es seien zu lockere Bänder. Ich hätte eine Fehlstellung der Füße: Knick-, Senk-, Spreizfüße; das käme davon.<
Die Beschwerden? >Es sind stechende Schmerzen im Knie, wie wenn man überall Nadeln durchsticht. Es tut dort weh, wo diese Nadeln sich treffen.<
Nadeln? >Ich war zuerst beim Chiropraktiker, der sagte, die Rückenmuskulatur sei zu locker und die Wirbel machten, was sie wollten. Dann war ich bei einem Akupunkteur, der hat mir alles voll gesteckt - mit 25 Nadeln.<
Wann schlimmer, wann besser? >Ich fahre viel Traktor auf unserem Hof. Wenn ich den ganzen Tag alle 20 Minuten auf die Kupplung trete, habe ich so ein Knie.< Er zeigt mit beiden gespreizten gekrümmten Händen eine Vergrößerung an.
Sonstige Beschwerden? >Ich habe ab und zu Phasen, zum Beispiel eine Woche lang, wo ich total im Eimer bin, trotz gut geschlafener Nächte. Das letzte Mal ist schon ein bisschen her; aber es hat nichts mit einer Party oder Nächte-Durchmachen zu tun - es kommt einfach so.<
Durchmachen? >Ich arbeite samstags abends in einer Disco. Meine Mutter erklärt mich für verrückt, in einem Techno-Club zu arbeiten von abends ¿ Uhr bis morgens um ½¼ Uhr. Das ist gut da, ich kenne die ganzen Leute, es ist was los ... .<
Alkohol? >Kaum, du musst ja die ganze Nacht arbeiten. Was ich da trinke, ist Red BullTM, oft über 2 Liter die Nacht.< [!]
Lieblingsspeisen? >Strozzapreti, das sind dünne lange dreifarbige Spirelli, Spaghetti mit Hackfleischsoße, Chips mit Zwiebel-und-Käse-Geschmack.<
Abneigungen? >Gekochtes Gemüse, ‘Schrotsuppe' und ‘Quer-durch-den-Garten'-Gemüsesuppe.< Seine Mutter kocht sehr gesund.
Schlecht verträglich? >Zeitweise habe ich Probleme mit Eiern, ich fühle mich manchmal so ‘räudig' (= saarländische Ausdrucksweise) nach einem gekochten Frühstücksei.<
Wetter/Klima? >Ich komme meist zurecht. Ich kann bis im Oktober draußen sein nur mit Jeans und T-Shirt oder hochgekrempeltem Hemd. So ganz bitterkalt mag ich es nicht, da kriege ich schnell kalte Finger und kalte Zehen. Am besten gefällt es mir in Frankreich in einer kleinen Strandkneipe in der Nähe von Bordeaux.<
Schlaf/Träume? >Ich schlafe tief und erholsam. Manchmal denke ich tagsüber: ‘Das musst du heute Nacht geträumt haben!' Mein Wecker macht ein ähnliches Geräusch wie ein Zug - ich habe einmal geträumt, ich sei am Bahnsteig angekommen und hätte den Zug verpasst.<
Ängste? >Kaum. Ich kann 100 Meter hohe Felsen hochklettern nur am Seil - das macht mir nichts.<
Tierängste? >Vor manchen Viehchern habe ich Angst. Schweine esse ich gern, aber wenn ich sie füttere und zweihundert auf einmal kreischen, meine ich, die fressen mich fast auf. Katzen mag ich auch nicht so, ihr Charakter widerstrebt mir, dieses ziellose Streunen. Dass sie machen, was sie wollen und dass sie so hinterlistig sind. Ich möchte keine auf den Schoß nehmen.<
Tierliebe? >Ich mag Hunde von ihrer Art her: Sie sind treu, haben ein Zugehörigkeitsgefühl zum Rudel, sie sind nützlich als Wach- oder Hütehund.<
Pflanzenliebe? >Große alte Bäume, 500, 600 Jahre alte Bäume wie Linden Eichen oder Mammutbäume. Absolut verkrüppelte, verkrüppelt und von der Zeit gezeichnet, aber trotzdem durchgekommen. Was haben die schon alles mitgemacht?<
Negativpflanzen? >Riesen-Bärenklau: Die haben ganz feine Fasern wie Brennnesseln, die einen Stoff abgeben, der den natürlichen UV-Filter der Haut kurzzeitig zerstört. Dornensachen, die wilden, die sich im Wender hinterm Traktor verheddern, da kriege ich die Krätze. Du musst sie ‘rausfutscheln'. Weißdorn, wenn ich da durchlaufen muss. Ich bin einmal mit dünnen Turnschuhsohlen voll in einen Weißdornbusch getreten, die Fußsohlen waren zerstochen, ich konnte drei Wochen nicht laufen. Hast du einmal eine Klamm voll Weißdornbüsche, hast du später eine Fläche von 100 m2; die machen sich extrem breit an den Hängen.<
Problem #1? >Der Hof, auf dem ich im Moment gerade als Vertretung arbeite, eine dermaßen ausbeuterische Schafferei ... .<
Problem #2? >Eine Frau, die immer zu uns in den Laden kommt. Ich will sie seit vier Wochen nach ihrer )-Nummer fragen. ‘Wann machst du das am besten?' Sie hat immer ihre doofe Freundin dabei ... .<
Sonst Probleme? >Nein sonst geht es mir gut.<
Mittelfindung
In diesem an Information armen Fall zeigt siech deutlich der Nutzen einer konsequenten Befragung des Patienten nach seinen positiven und negativen Affinitäten im Nahrungs-, Tier-, Pflanzen- und Materialbereich. Nach meiner inzwischen langjährigen Beobachtung diesbezüglich nennt mindestens jeder 20ste hier ‘sein' Mittel.
Auffällig beim Patienten ist die Beschreibung seiner Knieschmerzen: >Es sind stechende Schmerzen im Knie, wie wenn man überall Nadeln durchsticht. Es tut dort weh, wo diese Nadeln sich treffen.<
Weiter, als äußeres Ereignis, und trotzdem in Sinnzusammenhang mit der Schmerzbeschreibung stehend: >Dann war ich bei einem Akupunkteur, der hat mir alles voll gesteckt - mit 25 Nadeln.<
An dieser Stelle war ich mir sicher, in welche Richtung die Mittelwahl wahrscheinlich ausfallen müsste: ‘Nadelkissen'? ‘Stacheltier'? - mal sehen.
Endlich, bei den negativen Pflanzenaffinitäten, die Lösung: >Dornensachen ... Weißdorn ... einmal mit dünnen Turnschuhsohlen voll in einen Weißdornbusch getreten, die Fußsohlen waren zerstochen, ich konnte drei Wochen nicht laufen.<
Von den 140 Crataegus-Symptomen im Synthesis-Repertorium hatte kein einziges Bezug zur Symptomatik des Patienten. Trotzdem war ich mir bei der Arzneiwahl sehr sicher und bezüglich der Prognose guter Dinge.
Sonst einzig Auffälliges, hier aber nicht Relevantes, in der Anamnese: das zweimalige Auftauchen von ‘Krätze'.
Therapie: Crataegus oxyacantha C30/C200
Verlauf (Praxissitzung nach sieben Wochen)
>Im rechten Knie habe ich kaum noch Probleme. Das ist sehr gut, ein gutes Stück besser, kaum noch Probleme. Ich hatte so lange Probleme mit dem Knie, ich wusste gar nicht mehr, wie das ohne Probleme ist. Wenn es so bliebe, könnte ich damit leben. Im linken Knie hatte ich noch bis vor 14 Tagen Schmerzen so schlimm wie zu schlimmsten Zeiten. Im Moment ist das auch gut; rechts war die Besserung viel deutlicher und schneller.<
Sonst Veränderungen? >Ich bin nicht mehr so schlapp - das muss ich echt sagen. Wenn das beabsichtigt war - dann hat es gewirkt. Ich brauche deutlich weniger Schlaf. Ich schlafe wenig und bin trotzdem fit. Zum Beispiel sonntags morgens, wenn meine Mutter mich rufen kommt, springe ich direkt auf.<
Sonst Veränderungen? >Ich esse nicht mehr so viel. Morgens mit der Schale Müsli habe ich schon schwer zu kämpfen.<
Emotionale Verfassung? >Heiter bis wolkig, normal durchwachsen, mit den üblichen Hochs und Tiefs, die es so gibt. Ich bin momentan zufrieden, so wie es ist.<
Besondere Ereignisse? >Vor 14 Tagen war ich beim großen Techno Open-Air in Kastellaun - das war unbeschreiblich.<
>Ich werde in einem anderen Bundesland ein Landwirtschafts-Studium anfangen. Ich bin zwiespältig: Ich freue ich auf Neues, ich freue mich aber auch, wenn ich nach drei, vier Jahren wieder heim komme. Auch wenn Brücken abbrechen - ich schaue nach vorn.<
Kommentar
Nicht nur lokale Besserung, sondern auch in der allgemeinen Energie: Schnelle, sanfte und sichere Heilung.
Weiterer Verlauf
Die Besserung der Knie hielt dauerhaft an; Nachbeobachtung: ein ¾ Jahr.
Karl-Josef Müller hat seit 1986 seine Praxis für Klassische Homöopathie in Zweibrücken, DE.
Heilpraktiker Karl-Josef Müller
Maxstraße 11, 66482 Zweibrücken, Deutschland
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